«Gymi oder Lehre?», fragen sich Schülerinnen und Schüler in der Mittelstufe – und wagen nach ihrer schulischen Grundbildung den Schritt in die Berufswelt oder schlagen den direkten Weg zur Matura ein. Bis vor einigen Jahrzehnten waren dies zwei getrennte Wege. Wer den Beruf oder das Studium wechseln wollte, musste wieder von vorne anfangen. Heute hingegen verfügt die Schweiz über ein einzigartiges Berufsbildungssystem mit vielfältigen Karrierewegen.
Die Qual der Wahl: Welche Lehre passt zu mir?
Die Schweizer Berufslehre ist ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell. Sie kombiniert eine praktische Grundausbildung in einem Betrieb mit dem fortlaufenden Besuch einer Berufsschule. Das duale Modell bietet jungen Menschen eine hochwertige Ausbildung und den direkten Zugang zum Arbeitsmarkt.
Dabei haben Schülerinnen und Schüler in der Schweiz die Auswahl zwischen 230 Berufen – vom Polymechaniker zur Elektroinstallateurin bis hin zum Logistiker. Kombiniert mit der Berufsmaturität ist die Lehre eine beliebte Wahl. In der Schweiz entscheiden sich zwei Drittel aller Schulabgänger für eine Berufslehre. So auch Jan Ott, im zweiten Lehrjahr bei Johnson & Johnson in der Schweiz.
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Dank der Berufsmesse in Schaffhausen habe ich den Lehrberuf Chemie- und Pharmatechnologe kennengelernt.
Natürlich ist die Wahl eines Berufes im Alter von knapp 15 Jahren eine grosse Herausforderung. Jugendliche können aber auf die Unterstützung von Organisationen, wie etwa dem Berufs- und Informationszentrum (BIZ) zählen, das mit Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungen den jungen Erwachsenen zur Seite steht. Deren Fachpersonen Berufsbilder erklären oder Tipps geben, wie ein ansprechendes Bewerbungsdossier aussehen soll.
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Ob Berufslehre oder Gymnasium, Lehrpersonen und das BIZ unterstützen die Jugendlichen, damit diese ihren idealen Weg finden.
Vom Lernenden zum CEO
Im Jahr 2021 haben in der Schweiz über 61'000 junge Männer und Frauen eine Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ abgeschlossen. Einige treten nach ihrem Abschluss direkt ins Berufsleben ein. Ihnen steht eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten mit eidgenössischen Diplomen und höhere Fachschulen zur Verfügung. Andere haben sich die Durchlässigkeit des Bildungssystems zunutze gemacht und können über eine Berufsmatura ihre Ausbildung mit einem Bachelor abschliessen. Damit befinden sie sich auf gleicher Stufe wie jene, die an einer Universität oder einer Eidgenössischen Technischen Hochschule studiert haben.
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Das Schweizer Bildungssystem ist sehr durchlässig. Ganz nach dem Motto: Kein Abschluss ohne Anschluss.
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Es gibt keine Sackgassen im Schweizer Bildungssystem. Jede Ausbildung kann kontinuierlich ergänzt werden.
Die Berufslehre ist oft nur der Startschuss einer Karriere. Ein Paradebeispiel ist Fabian Binkert, der im Podcast erwähnt wird. Er doktoriert jetzt an der ETH im Bereich Astrophysik. Mit 15 Jahren begann er seine Berufslehre als Physiklaborant. Danach folgte die «Passerelle», eine schulische Ergänzung zur Berufsmaturität, um eine Hochschulzulassung zu erhalten. Sein Werdegang zeigt, das Schweizer Bildungssystem ermöglicht individuelle Berufswege. Und die Berufslehre ist ein Erfolgsmodell und für viele ein Karrieresprungbrett.