Value based healthcare
Ein wissenschaftlich ausgearbeitetes Konzept ermöglicht, die Behandlungsqualität im Gesundheitswesen für den Patienten zu steigern und Kosten zu sparen.
Als der amerikanische Ökonom Michael Porter 2017 am Schweizer World Economic Forum (WEF) in Davos auftritt, ist «Value Based Health Care» (VBHC) ein weltweit etablierter Begriff, der für eine Restrukturierung im Gesundheitswesen steht. Porter wird erfreut gewesen sein, er selbst hatte mit seiner Forschungsarbeit in den 90er Jahren die Basis für VBHC gelegt. Der Wissenschaftler und Harvard-Professor beschäftigte sich mit der Wirtschaftlichkeit von Gesundheitssystemen und kam zum Schluss, dass diese zu teuer und ineffizient seien. Wie, so fragte er, kann ein hoher medizinischer Versorgungsstandard mit reduzierten Kosten kombiniert werden?
Revolutionäres konzept
Porters Idee wurde von Gesundheitsreformern aufgegriffen und weiterentwickelt, moderne Datenverarbeitungssysteme erleichtern die Analysen. «Value Based Health Care funktioniert», urteilt Gregory Katz am Jahreskongress des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT). Der Franzose ist Direktor des EIT Health Trends Report und arbeitet an der Veröffentlichung eines Berichts mit dem Titel «Implementing Value-Based Health Care in Europe: Handbook for Pioneers».
Das EIT ist ein EU-Organ, an dem Forscher interdisziplinär und länderübergreifend zusammenarbeiten. «Wir messen die Lebensqualität vor und nach einer Behandlung mit der Hilfe kalibrierter Instrumente, dies erfolgt anhand von Fragebögen», erklärt Katz.
Der Professor an der Pariser Universität postuliert eine ergebnisorientierte Medizin, die sich stark am Nutzen für die Patienten orientiert. Zentral sei, dass sämtliche Gesundheitsinstitutionen verzahnt Daten austauschen und dadurch präziser auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten eingehen können. Medizin soll an ihren Ergebnissen messbar werden.
Für Johnson & Johnson ist VBHC die Gesundheitsversorgung der Zukunft.
Seit Jahren realisiert das Unternehmen zusammen mit anderen Gesundheitsinstitutionen wie klinischen Zentren konkrete Projekte zum Thema VBHC. «J&J will Patienten mit den Programmen für eine Werte basierte Gesundheitsversorgung eine bessere Behandlungsqualität bieten und die negative finanzielle Entwicklung im Gesundheitswesen bekämpfen», sagt Roman Iselin, Länderchef Medical Devices von J&J Schweiz.
Die bislang gemachten Erfahrungen sind ermutigend. So konnten die Kosten bei Patienten von Hüft- und Knieoperationen in einer Neuenburger Klinik durch raschere Genesung und Mobilisierung um 40 Prozent gesenkt werden. Bei einer Magenbypass-Operation (Bariatrische Chirurgie) gingen die Behandlungskosten für die Folgeerkrankungen Diabetes und Bluthochdruck ab einem definierten Body-Mass-Index massiv zurück. Eine Verödung des Herzens bei einer Ablation macht Blutdrucksenker obsolet. Diese Kooperationen sind für Roman Iselin «zwingend notwendig, damit VBHC das Gesundheitssystem revolutionieren kann».